8. März 2018

Aus FAZ wird nicht TAZ, aus FAZ wird ZDF

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Die FAZ hat vorgestern beschlossen ihren erfolgreichsten, angestellten Blogger (böse aber ehrliche Zungen würden sagen, den einzigen, der auch gelesen wird), Don Alphonso, im Rahmen einer Neuordnung rauszuwerfen. Die genauen Umstände sind nicht bekannt, die Begründung der FAZ geradezu lächerlich unglaubwürdig, aber auch der Don schweigt, entsprechend kann da eine ganze Reihe von Gründen für verantwortlich sein, nicht zuletzt auch schlicht ein persönliches Zerwürfnis.


Im Netz allerdings, insbesondere auf Twitter, sind belastbare Fakten ein bekannterweise weit überschätztes Gut, was dazu führte, dass man sich am gestrigen Tage unter dem Hashtag "#AusFAZwirdTAZ" wunderbar unbelastet von Hintergründen gegenseitig den Schädel einhauen durfte. Der Tenor der ersten Seite ist der, dass die FAZ damit den letzten konservativen Mitarbeiter schleift, um jetzt vollendes eine Kopie des Kinderstürmers aus Kreuzberg, wenigstens aber des neuen Süddeutschlands zu werden. Die zweite Seite dagegen freut sich darüber das jetzt "ein Hassprediger" weniger eine Plattform habe, und der Don seine wahlweise rassistischen, frauenfeindlichen, neoliberalen oder erzkonservativen Beiträge jetzt nicht mehr in die Republik kippen könne.
Auch die SED lies, verteten durch die auch sonst um keine Dummheit verlegene Anke Domscheidt-Berg, mitteilen, jetzt sei weniger "Hatespeech" auf den Seiten der FAZ zu finden und das sei ja gut so. Nun denn.
Man kann zum Don höchst unterschiedlicher Meinung sein, ich habe einige seiner Beiträge sehr gerne gelesen, andere haben mich nicht angesprochen, wieder andere fand ich eher fade bis langweilig. Da man fade und für einen selbst nicht nachvollziehbare Gedanken auch einfach vergessen oder ignorieren kann, bleibt dann unterm Strich ein positiver Eindruck. Aber selbst wenn man für sich selbst zu einem anderen Ergebnis kommt, so ist es infam und verachtenswert dem Don Rassismus oder Hatespeech an die Backe zu pinnen. Solch pauschale Angriffe kommen nahezu fast ausschließlich (ich suche immer noch ein Gegenbeispiel), wenn man sie gerade nicht an einem Beispiel belegen kann, man aber die Meinung des Betreffenden nicht ertragen will und schon gar nicht, dass noch andere auf diese Meinung etwas geben könnten.

Sei dem wie es will, es ist derzeit sehr schwer zu beurteilen, ob der Don wirklich ein Opfer einer Linkswaschung geworden ist, oder ob nicht doch ein persönliches Zerwürfnis dahinter steht, über das man ungern sprechen möchte. Die unehrliche Haltung der FAZ selber wie auch das unrühmliche Verhalten eines Kollegen auf Twitter spricht für ersteres, aber sicher ist es natürlich nicht. Aber passend würde es, wenn auch aus anderen Gründen, als im Moment durchs Netz getrieben wird.

Das Hashtag auf Twitter lautet "AusFAZWirdTAZ". Das ist aber aus einem ganz simplen Grunde Unsinn: Es will praktisch niemand die TAZ werden. Selbst in ihre heute sehr schlechten Zeiten hat die FAZ immernoch eine viermal so hohe Auflage wie die TAZ, vom journalistisch nicht vorhandenes Renomee der TAZ gar nicht erst gesprochen. Das sich die FAZ wünscht zur TAZ zu werden wäre ungefähr genauso sinnvoll wie der Wunsch von Borussia Dortmund wie Greuther Fürth sein zu wollen (wobei ich nix gegen Greuther Fürth sagen möchte).

Ich glaube das die FAZ (und die meisten anderen Tageszeitungen ebenso) lieber ZDF werden wollen. Denn nichts ist schöner als sich, völlig unabhängig von Nachfrage und Bewertung durch "den dummen Bürger" durch den Tag schreiben zu können und am Ende des Monats doch brav den Scheck aus Staatskosten einsacken zu dürfen. Es gibt inzwischen zwei ganz reale Beispiele dafür. Der erste ist zunächst fulminant gescheitert, als die Verleger versuchten das Leistungsschutzrecht (vulgo: Lex google) in Deutschland zu etablieren. Es war ein Gesetz an jedem Bedarf und jeder Realität vorbei, aber es hatte die wunderschöne Eigenschaft sowohl für die Zeitungen als auch für die Politik extrem interessant zu sein. Die ohnehin auf abweichende Meinungen nicht allzu gut ansprechende Regierung (Stichwort Netzwerkdurchsuchungsgesetz) hätte ein wunderbares Mittel in der Hand gehabt in Zukunft über die Verlage auch die Zeitungen kontrollieren zu können, die Verlage hätten sich von ihren sinkenden Umsatzzahlen emanzipieren können und nicht zuletzt die SPD hätte sich einen Ast gelacht, dass ihre ohnehin schwer anrüchigen Pressebeteiligungen auf einen Schlag deutlich im Wertt gestiegen wären. Doch wie inzwischen bekannt scheiterte das Leistungsschutzrecht zunächst an der Realität und an Google. Was die Beteiligten nicht davon abhält es auf europäischer Ebene demnächst neu zu versuchen. Der zweite Versuch dagegen ist fast noch perfider, dafür aber nicht der ganz große Wurf. So wird das neue Süddeutschland inzwischen über ein gemeinsames "Recherchenetzwerk" vom NDR und WDR gefüttert. Hier wird dann direkt das GEZ Geld an die genehme Presse weitergereicht. Das System ist durchaus ausbaufähig.

Wenn also FAZ und Konsorten versuchen sich "sauber" zu waschen, dann nicht um unbedingt wie die TAZ zu sein. Es macht viel mehr Sinn sich dem Staate anzudienen und dessen(!) Linie zu teilen. Sie waschen sich sauber, weil sie darin ihre besten Überlebenschancen sehen. Bei Licht betrachtet geht nahezu die gesamte deutsche Printpresse derzeit den Bach runter. Die müssen sich dringend überlegen wo sie in fünf Jahren sein wollen.

Llarian

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