14. Mai 2018

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Ellwangen

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"Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?"
Dieser wunderschöne Aphorismus stammt wohl von Georg Christoph Lichtenberg und ist inzwischen schon mehr als 200 Jahre alt (und hat kein bischen seiner Aussage eingebüßt). Das erstaunliche daran ist, dass die meisten Menschen, die einem solchen Experiment zum Opfer fallen, auch danach felsenfest davon überzeugt sind, dass es das Buch sein muss, das hohl klingt. Das hätte dann direkt zu der Erkenntnis Descartes geführt (was historisch nicht richtig ist, da Descartes ein gutes Jahrhundert vor Lichtenberg lebte): "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe."


Das schlimme daran ist (naheliegenderweise), dass natürlich beide Vorstellungen falsch sind. Es ist eigentlich nie das Buch, das hohl ist und es ist kaum etwas ungerechter verteilt als der Verstand. Es gibt extrem starke Korrelationen zwischen sozialer Herkunft und Verstand, ebenso wie es deutliche Korrelationen zwischen der tatsächlichen, geographischen Herkunft und eben jenem Verstand gibt. Das ist politisch nicht korrekt, moralisch nicht gewünscht, entspricht aber leider der Realität. Das sagt über ein Einzelnen natürlich wenig aus, sehr wohl aber zunehmend mehr über eine Gruppe, je größer dieser Gruppe ist.

In einer Diskussion im kleinen Zimmer wies mein geschätzter Kollege R.A. darauf hin, dass er das größte Problem an solchen Auswüchsen wie Ellwangen darin sieht, dass man den Randalierern (mangels eines besseren Begriffes) keine Perspektive bietet in ihre Kräfte abseits von Randale einzusetzen. Und ich glaube nicht, dass man diese Perspektive überhaupt bieten kann. Und das hat die zwei im Titel bezeichneten Ursachen: Anspruch und Wirklichkeit.

Bleiben wir zunächst bei der Wirklichkeit. Im Unterschied zu dem was gute Teile der Presse 2015 versuchten in die Welt zu setzen, kamen im wesentlich eben nicht hochqualifizierte Ärzte aus Syrien nach Deutschland sondern ein ziemlich gemischtes Potpouri aus Syrern, Afghanen, Eritreern und was sich sonst noch so alles entschloss der Frau Bundeskanzlers Einladung zu folgen. Und um das ganze mal in Perspektive zu setzen: Der Durchschnitts-IQ in Syrien liegt bei 86, in Afghanistan 84, in Eritrea 85 und in Togo (weils gerade bei dem Fall in Ellwagen um einen Togoer ging) sind es 70 (ja, ich fand das auch erschreckend). Von all den Ländern aus denen seit 2015 Flüchtlinge nach Deutschland in nennenswerten Dosen fließen, liegen die höchsten Werte noch bei Sierra Leone (90) und Albanien (91). Das sind Durchschnittswerte. Man geht in Deutschland bei einem IQ unter 85 von einer Lernbehinderung aus, bei einem IQ unter 70 liegt eine geistige Behinderung vor.
Bringen wir das mit der Verteilung zusammen. Die Standardabweichung ist beim IQ Test bei 15 normiert, das bedeutet salopp gesprochen, dass 68% der (normierten) Bevölkerung einen IQ zwischen 85 und 115 aufweist. Es bedeutet ebenso, dass etwa 16% der Bevölkerung unterhalb eines IQs von 85 liegt und damit im Bereich der Lernbehinderung, die Erwartung einer geistigen Behinderung liegt bei etwa 2,5% (das sind keine exakten Zahlen, da die Verteilung natürlich nicht absolut der Gauß-Verteilung entspricht und der durchschnittliche deutsche IQ 99 und nicht 100 beträgt). Erstaunlicherweise (oder eben auch gerade nicht), werden die meisten Leser aber vermutlich eine ganz entsprechende Lebenserfahrung aus der Schule mitgebracht haben, die in dieser Größenordnung liegt.  Ist dagegen in einer Population der Durchschnitts-IQ nur 85, verschieben sich die Zahlen entsprechend: Die Wahrscheinlichkeit einer Lernbehinderung liegt bei 50%, die Wahrscheinlichkeit einer geistigen Behinderung bei 16% (Bzw. der Status, den man hierzulande als geistige Behinderung diagnostizieren würde).
Und das schlimme ist: Solche Zahlen ändern sich schon ab der späten Jugend nicht mehr. Die so genannte liquide Intelligenz, die eigentlich Fähigkeit sich an neue Situation zu adaptieren, ist ab dem Alter von 20 Jahren kaum noch zu erhöhen (man kann sich freilich den Verstand wegsaufen), das eigentliche Intelligenz-Potential ist in dem Alter ausgeschöpft. Überflüssig an dieser Stelle anzumerken, dass die allermeisten der Flüchtlinge dieses Alter bereits erreicht haben.
Als Zetsche 2015 erklärte, "Genau das sind die Menschen, die wir in der deutschen Wirtschaft brauchen", dann hat er schlicht Unfug geredet. Natürlich kann und sollte man den Mut eines Menschen respektieren, diese irre Reise auf sich zu nehmen. Aber Mut ersetzt nicht Qualifikation und Intelligenz. Ein normaler Arbeiter oder Angestellter braucht wenig Mut, aber zunehmend mehr Verstand. Oder simpel gesagt: Die deutsche Wirtschaft kann(!) nur Perspektiven für Menschen bieten, die eine entsprechende Qualifikation haben oder die Fähigkeit sich diese Qualifikation in absehbarer Zeit zu erwerben. Das ist nach allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit bei einem sehr großen Teil der Flüchtlingen nicht der Fall.
Dazu kommt (ja, einen hab ich noch), dass sich die Anforderungen in der deutschen Wirtschaft derzeit dramatischer verschärfen als sie das noch vor 40 Jahren getan haben. Das Stichwort Industrie 4.0 ist nur ein Schlagwort in diesem Kontext. Wir erleben derzeit einen massiven Automationsboom, die Nachfrage nach Hochqualifizierten steigt dramatisch, während die Nachfrage nach Hilfsarbeitern zunehmend nach unten geht. Im Gegenteil stellt sich in Deutschland eher die Frage was man mit dem Heer an Schwachqualifizierten anfangen wird, die in den nächsten Jahren durch Automation ihrer Arbeit beraubt werden.
Wem das ganze zu politisch unkorrekt ist, sollte es mal auf seine eigenen Verhältnisse runterbrechen. Die meisten Leser dieses Textes werden wohl keine Lernbehinderung aufweisen, noch weniger eine geisitige Behinderung. Aber jetzt stellen Sie sich, lieber Leser, einmal vor, sie müssten morgen am MIT eine Doktoranden Stelle antreten. Glauben Sie, Sie wären geeignet? Nein, in aller Regel werden sie das nicht sein. Wenn sie nicht gerade zu den 2,5 Prozent der oberen Verteilung gehören, die oberhalb eines IQs von 130 liegen. Und selbst dann lägen Sie vermutlich gerade einmal im unteren Anforderungsbereich. Um es plakativ auszudrücken: Gemessen an den Anforderungen einer Elite-Universität sind die meisten von uns vergleichsweise nahe an der Lernbehinderung, wenn nicht sogar mittendrin. 

Kommen wir zu dem Anspruch. Auch wenn der sich deutlich schlechter qualifizieren lässt, so lassen sich doch ein paar Pflöcke einschlagen: Die allermeisten Gesellschaften, aus denen die Flüchtlinge kommen, sind (teilweise extrem) patriarchale Gesellschaften. Das heisst die Männer wachsen ohnehin in dem Bewusstsein auf etwas Besseres zu sein, zumindest etwas besseres als die Frauen. Zweitens ist ein guter Teil der Männer (denn mal ehrlich, es handelt sich fast nur um Männer) islamischen Glaubens. Ein Glauben der zentral vermittelt das Muslime über(!) den Ungläubigen stehen. Selbst wenn man an Ammenmärchen wie den modernen Islam, gerne auch als "Euro-Islam" verklärt, glauben möchte, so ist es nicht besonders schwer zu zeigen, dass der in Ländern wie Syrien oder Afghanistan etwas von einer Mischung aus Einhorn und Yeti hat. Und drittens sind nicht wenige von den Flüchtlingen von ihren Familien ausgesucht worden, um nach Deutschland zu gehen. Sei es, um die Familie nachzuholen, sei es, um Geld nach Hause zu schicken. Die Familien haben für ihre Verhältnisse irrsinnige Summen an Schlepper bezahlt, damit der Nachwuchs nach Deutschland kommt. Anders gesagt: Wer hier hin kommt, ist in seinen Augen der große Zampano. Er ist in seiner Wahrnehmung oftmals den Einheimischen Kraft seines Glaubens überlegen, Frauen sowieso, und ist der Held seiner Familie. (Das ist, als Randnoiz ergänzt, auch der Grund für Blutaten wie die in Kandel oder gerade in Hamburg. Zurückweisung mit dem gleichzeitigen Anspruch etwas besseres zu sein, ist eine extrem gefährliche Mischung.)

Treffen nun diese beiden Dinge, der enorm hohe Anspruch (an sich selbst, aber auch an das Umfeld) und die Wirklichkeit aufeinander, kann das nur schief gehen. Und es gibt keinen logischen Weg diesen Widerspruch aufzulösen. Weder haben wir den Nürnberger Trichter zur Verfügung, um die Wirklichkeit zu beeinflussen, noch haben wir die realistische Chance einen über 20 Jahre kultivierten Anspruch auf ein reales Maß zurück zu drehen. Das kann am Ende nur zu massiver Frustration und am Ende schlußendlich zur Gewalt führen.

Wenn unsere Politik, oder auch die Zetsches dieser Welt, verkünden, man könne in ein paar Jahre die Defizite, die eine "afrikanische" Ausbildung so mit sich bringt, wett machen, dann lügen sie schlicht und einfach. Dieses Kunststück ist noch niemandem gelungen. Es widerspricht diametral dem Stand der Wissenschaft. Eine Lösung des Problems existiert genauso wenig wie eine Perspektive für Otto Normalverbraucher am MIT. Mit dem Unterschied, dass ich Otto Normalverbraucher, wenn er dann am MIT scheitert, nicht empfehlen würde in der Gruppe gegen das MIT zu randalieren. Amerikanische Ordnungshüter ziehen sich in aller Regel nicht so schnell zurück.

Nachtrag: Wenn man obiges Zahlenmaterial durchgeht, ist man schnell beim Vorwurf des Rassismus (ich bin sicher wenigstens einen speziellen Leser zu kennen, der schon seine Beweisführung innerlich zusammenschreibt (und diese für ein anderes Forum aufheben darf)). Aber es ist nichts rassistisches daran festzustellen, dass Menschen unterschiedlich sind, so lange man kein Werturteil daran festmacht. Man kann nicht einerseits die schlechtere Förderung von Kindern an Brennpunktschulen beklagen und dann, wenn aus den Kindern Erwachsene geworden sind, die Unterschiede zwischen den früheren Brennpunktschülern und denen aus einer Eliteschule, einfach ignorieren. D.h. man kann schon. Es steigert nur nicht unbedingt die Glaubwürdigkeit.

Llarian

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